Babylon
Die Engländer lieben ihre Gärten. Kein Wunder, denn der Aufwand ist gering, Gartenschläuche unnötig und das Ergebnis ein Wildwuchs, der schön ist, egal, wie er aus dem Boden kommt. Ein fantastisches Beispiel englischer Gartenkunst sind die Rooftop Gardens, in denen sich nicht nur Narzissen, Krokusse und Lavendel wohl fühlen, sondern auch ein paar Enten, Fische und Bill, Ben, Splosh und Pecks. Die Flamingos waren immer schon da und haben einen VIP-Pass auf Lebenszeit, der die wenigen Besucher neidisch macht: Es ist schwierig, sich die Gärten anzusehen, da sie meist für Privatpartys genutzt werden, wenn Sie aber Glück haben, dann feiert gerade kein Celeb seinen Geburtstag im Paradies und Sie können rein - einfach anrufen! Oder Sie machen es sich einfach und speisen im Babylon mit Blick auf die Gärten. Das ist eigentlich besser, denn zur grandiosen Aussicht bekommen Sie auch noch moderne, britische Küche vom Feinsten kredenzt. Der Innenarchitekt hätte sich nicht anstrengen müssen, eigentlich reicht ja das, was draußen zu sehen ist. Aber er hatte den Ehrgeiz, mit der Natur mitzuhalten und kreierte mit gemusterten Tapeten, natürlichen Materialien und quietschgrünen Stühlen ein passables Äquivalent zur Schönheit draußen.
Bubbledogs
Wenn der Küchenchef im Michelin-Stern-gekrönten Restaurant nicht ausgelastet ist, eröffnet er selber ein Lokal. Aber nicht irgendeines: Im Bubbledogs auf der Charlotte Street in Camden servieren Ex-Ledbury, Ex-Noma Chef James Knappett und seine Frau Sandia Chang Gourmet-Hotdogs mit Champagner und Cocktail. Die beiden folgen damit dem London-weiten Gourmet-Fastfood-Trend: Schnell rein, anständig essen und wieder raus. Reservieren ist im Bubbledogs nicht möglich, dafür wählt man aus zehn unterschiedlichen Hotdogs, etwa den mit Speck umhüllten BLT Dog, der mit Trüffel-Mayonnaise und karamellisiertem Salat daherkommt, oder den Jose Dog mit Salsa, Pfefferoni,?Guacamole und Sauerrahm. Aber das ist noch nicht alles. Ab Oktober kocht der Küchenchef höchstpersönlich am sogenannten Kitchen Table. Rund um seinen Herd stehen dann maximal 19 Personen und schauen beim Zubereiten ausgewählter Menüs zu. Das gibt's wiederum ausschließlich mit Reservierung!
Harwood Arms
Damals, in den Prä-Jamie-Oliver-Zeiten, in den Fish-and-Chips-Zeiten, als England noch in den kulinarischen Kinderschuhen steckte, da hat der Spruch gepasst: Wer in England gut essen gehen will, geht indisch essen. Aber das ist vorbei, sogar die Inder sind nicht mehr sicher vor Englands New Wave und müssen sich schon sehr anstrengen, um nicht von den Küchenchefs des Empires überrollt zu werden. Man geht wieder englisch essen in England, und zwar immer noch im Pub. Aber wie man am Harwood Arms sieht, hat sich selbst das einer Schönheitskur unterzogen: Statt dunkel-verschämter Atmosphäre genießen Sie hier Ihr Tier in hell-freundlichem, aber dennoch gewohnt rustikalem Ambiente. Dazu gibt's Deer, my dear, und das in allen Varianten: Von der Taube bis zum Bambi wird alles geschossen, was nicht bei drei auf dem Baum ist, sauber entschrotet, exzellent zubereitet, auf dem Teller und schließlich auf der Zunge platziert, wo das Wild sanft zergeht. Dazu gibt's Karotten, Bohnen, Minze, danach ist noch Platz für einen Buttermilch-Pudding und die Tipps des Küchenchefs Mike Robinson, der neben dem Restaurant auch noch eine Kochschule führt.